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Die Mädchen des „Teams Anglerfisch“ ziehen mit ihrem treuen Panzerkampfwagen IV (Panzer IV) in den Kampf.

Girls und Panzer

Der Titel des Anime „Girls und Panzer“ (Jap.: ガールズ&パンツァー) hört sich wie der Name eines klassischen B Movies an. Die Kombination von niedlichen Oberschülerinnen und brachialen Panzern aus dem 2. Weltkrieg klingt im ersten Moment etwas abwegig, weshalb die Erwartungen an die Serie tendenziell eher gering ausfallen. Doch hat der Anime dieses Urteil wirklich verdient? Ich habe die Serie für euch unter die Lupe genommen. Was sich wirklich dahinter verbirgt und ob es sich lohnt, den Anime anzusehen, erfahrt ihr in diesem Review.

Eckdaten

Der Anime wurde zwischen 2012 und 2013 im Studio Actas (Princess Principal; Regalia: The Three Sacred Stars; Night Head Genesis) unter der Regie von Tsutomu Mizushima (xxxHolic; Prison School; Another) produziert. Das Konzept und Drehbuch für die Serie stammt von Reiko Yoshida (K-On!; A Silent Voice; Blue Period). Takaaki Suzuki (Strike Witches; Upotte!!) Fungierte während der Produktion als Militärhistorischerberater. Der Anime umfasst 12 Episoden, die in Deutschland von KSM Anime in Form von 3 Volumes und als Gesamtausgabe inklusive der OVA-Collection veröffentlicht wurden. Die FSK Einstufung liegt bei 16 Jahren.

Handlung

Die stets konfuse und schüchterne Oberschülerin Miho Nishizumi ist gerade an die Ōarai-Mädchenschule gewechselt, die sich wie alle Oberschulen Japans auf einem sogenannten Schulschiff befindet. Dabei handelt es sich um einen umfunktionierten Flugzeugträger, welcher neben der Schule auch eine kleine Stadt, Felder, Wiesen, Wälder, Seen und Berge beherbergt. In ihrer neuen Schulklasse trifft sie auf die fröhliche und etwas überdrehte Saori Takebe, die nichts als Jungs und Liebesbeziehungen im Kopf hat, und auf die höfliche und sanftmütige Hana Isuzu, welche sich in Ikebana, der traditionellen Kunst des Blumensteckens, übt. Die drei Mädchen verstehen sich auf Anhieb und freunden sich rasch miteinander an. Es sieht so aus, als würde vor Miho ein ruhiges und erfülltes Oberschulleben liegen. Das ändert sich jedoch, als überraschend der Schülerinnenrat auf Miho zukommt und sie dazu auffordert als Pflichtwahlfach Senshadō zu wählen.

Senshadō „Der Weg des Panzers“ ist die Kunst des Panzerfahrens, eine traditionelle Kriegskunst, die weltweit in der Mädchenbildung Einzug gefunden hat. Das Ziel von Senshadō besteht darin, dass die Mädchen zu tatkräftigen Frauen, mit guten Manieren, Anmut und Zurückhaltung werden, sowie an Geist und Körper zu gesunden, schönen Frauen heranwachsen.

Das Panzerfahren wurde in diesem Jahr an der Ōarai-Mädchenschule wieder in den Lehrplan aufgenommene, denn es wurde entschieden, dass die Weltmeisterschaft im Senshadō in einigen Jahren in Japan stattfinden wird. Aus diesem Grund hat das Bildungsministerium alle Oberschulen und Universitäten dazu aufgefordert ganz besondere Anstrengungen in die Panzerfahrkunst zu legen, weshalb die Schule den Teilnehmerinnen als Anreiz auch einige Vergünstigungen in Aussicht stellt. Während Saori und Hana begeistert sind und es als Pflichtwahlfach belegen möchten, ist Miho am Boden zerstört, da sie nur an die Ōarai-Mädchenschule gewechselt ist, weil es dort kein Senshadō gab. Als Saori und Hana bemerken, wie sehr der Gedanke ans Panzerfahren ihre Freundin belastet, bestärken sie Miho darin, etwas anderes zu wählen, egal was der Schülerinnenrat von ihr verlangt. Sie entschließen sich dazu, dasselbe Fach wie Miho zu wählen, unabhängig davon, für welches sie sich entscheidet. Hauptsache sie können alle zusammen sein.

Als der Schülerinnenrat davon erfährt, werden die drei Freundinnen von ihnen unter Druck gesetzt doch Senshadō zu wählen, da Miho die einzige an der Schule mit Panzer Erfahrung ist. Sie stammt nämlich von der Meisterin der Nishizumi-Schule ab, welche unter allen Senshadō Schulen die mit der bedeutendsten Geschichte ist. Obwohl die Schülerinnensprecherin sogar damit droht, dass sie alle drei die Schule verlassen müssen, wenn Miho nicht Senshadō wählt, stehen Saori und Hana ihrer Freundin bei und setzen sich für sie ein. Gerührt davon, dass die beiden dies alles nur für sie tun und weil Miho weiß, dass Saori und Hana eigentlich Panzer fahren wollten, stimmt, sie dann doch zu Senshadō zu wählen.

So beginnt das Senshadō-Training an der Ōarai-Mädchenschule. Das Ziel ist nichts Geringeres als ein Sieg bei der 63. Senshadō-Nationalmeisterschaft der Oberschulen. Doch auf dem Weg zum Finale warten zahlreiche erfahrene Gegner, die ihnen mit der geballten Kampfkraft der mächtigsten Panzer des 2. Weltkriegs entgegentreten werden. Können sich Miho und ihre Freundinnen behaupten und das Finale erreichen? Was ist in Mihos Vergangenheit geschehen, das Sie nichts mehr mit dem Panzerfahren zu tun haben möchte und welches Geheimnis verbirgt der Schülerinnenrat? Eine aufregende Reise voller Freundschaft und packenden Gefechten steht Miho und ihrem Team erst noch bevor.

Charaktere

Da eine Panzerbesatzung in der Regel aus 3 bis 5 Person besteht, Kommandantin, Richtschützin, Fahrerin, Ladeschützin und Funkerin, und bei einem Wettkampf für jedes Team mehrere Panzer antreten, gibt es in diesem Anime verständlicherweise eine sehr große Anzahl an unterschiedlichen Charakteren. Die Geschichte konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf die fünf Mädchen des „Teams Anglerfisch“, Miho Nishizumi, Saori Takebe, Hana Isuzu, Yukari Akiyama und Mako Reizei, deren Hintergrundgeschichten im Laufe der Handlung beleuchtet werden. Auf die anderen Charaktere wird hingegen nur sporadisch eingegangen, da es bei so vielen Mädchen schlicht und einfach den Rahmen des Anime sprengen würde, die Geschichte jedes einzelnen zu erzählen. Negativ fällt lediglich das Charakterdesign der Mitglieder des „Teams Ameisenbär“ auf, die im Gegensatz zu den restlichen Charakteren deutlich überzeichnet wirken. Dennoch sind alle Charaktere recht sympathisch und bei der Vielzahl an unterschiedlichen Typen von Mädchen wird bestimmt auch jeder seinen Lieblingscharakter entdecken, sei es nun die schüchterne Miho, die fröhliche Saori, die sanftmütige Hana, die in Panzer vernarrte Yukari, die verschlafene Mako oder eines der vielen anderen Mädchen.

Geschichte

Das zugrunde liegende Konzept für die Geschichte, dass eine Gruppe von Mädchen zusammen kommt, um gemeinsam für ihre Schule bei einem Wettbewerb anzutreten, ist an für sich nichts Neues. Da es sich hierbei jedoch um eine Meisterschaft für den Kampf mit Panzern handelt, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Der Anime versteht es meisterlich, eine niedliche Geschichte über Freundschaft, mit zahlreichen Comedy-Elementen sowie spannenden und actiongeladenen Panzerschlachten zu verbinden. Ein besonderes Highlight sind hierbei die großartig inszenierten Turnierkämpfe, die eindrucksvoll zeigen, dass es nicht auf die schiere Kampfkraft eines Panzers ankommt, sondern viel mehr auf die richtige Taktik und Strategie, um das optimale aus seinen Möglichkeiten herauszuholen. Sehr schön sind auch die Erklärungen zu den verschiedenen Panzertypen und ihren Funktionsweisen, die den Zuschauern ein tieferes Verständnis für diese imposanten Fahrzeuge ermöglichen. In der 3. Episode wird beispielsweise genau erklärt, wie mit einem Panzerzielgerät die Distanz bis zu einem Ziel berechnet werden kann. Zudem können sich die Zuschauer im Laufe der Handlung auf zahlreiche geschichtliche Anspielungen freuen. So erhielt Yukari in der 7. Episode beispielsweise den Spitznamen „Guderian“ verliehen, der sich auf den deutschen Generaloberst Heinz Guderian, welcher auch als Vater der deutschen Panzerwaffe gilt, bezieht.

Synchronisation

Der Anime ist hervorragend synchronisiert worden. Die Sprecher sind gut, für die einzelnen Charaktere ausgewählt worden und verstehen es gekonnt die Persönlichkeiten der unterschiedlichen Charaktere zu unterstreichen.

Musik

Bei dem Opening „DreamRiser“ von ChouCho und dem Ending „Enter Enter MISSION!“ von Ankou Team, bestehend aus den Synchronsprecherinnen Mai Fuchigami (Miho Nishizumi), Ai Kayano (Saori Takebe), Mami Ozaki (Hana Isuzu), Ikumi Nakagami (Yukari Akiyama) und Yuka Iguchi (Mako Reizei), handelt es sich um typische gute Laune Musikstücke, die sicherlich zu der Geschichte passen, jedoch kaum Eindruck hinterlassen. Die musikalische Untermalung der Szenen, die von Shirō Hamaguchi komponiert wurde, erfüllt ebenfalls ihren Zweck, wirkt insgesamt jedoch recht einfach. Die verschiedenen militärischen Märsche wie beispielsweise „The British Grenadiers“ und das „Panzerlied“ passen hingegen sehr gut zu den einzelnen Oberschulen, die thematisch jeweils an eine Kriegspartei des 2. Weltkriegs angelehnt sind. Das Anglerfischlied „Ankou Ondo“ (Jap.: あんこう音頭) von Sayaka Sasaki, welches vermutlich eine Anspielung auf das Tintenfischlied ist, welches in der Hafenstadt Hakodate in Hokkaido beim jährlichen Hafenfest während des Tintenfischtanzes „Ika Odori“ gesungen wird, ist äußerst gut gelungen und verfügt über seinen ganz eigenen Charme. Schade ist jedoch, dass in der deutschen Fassung in der 8. Episode beim Kampf gegen die Prawda-Oberschule das russische Liebeslied „Katyusha“ (Jap.: カチューシャ) von Hisako Kanemoto (Katyusha) und Sumire Uesaka (Nonna) aus urheberrechtlichen Gründen herausgenommen wurde. Dies war sicherlich eines der schönsten Musikstücke des Anime. Als Ersatz wurde das russische Musikstück „Korobeiniki“, welches auch als „Tetris Theme“ bekannt ist, eingespielt. Da das Ersatzmusikstück, im Gegensatz zum ursprünglichen Lied, ohne Text zum Einsatz kam, wurde der Anime in sofern verändert, das die Charaktere Katyusha und Nonna in dieser Szene ihre Münder nicht passend zum Text bewegen, sondern sie die gesamte Zeit über geschlossen halten.

Animation

Die Animationen des Anime sind sehr gut umgesetzt worden. Die Charaktere sind in einem typischen, jedoch ansprechenden Moe-Stil gehalten. Die Animation der verschiedenen Panzer ist hervorragend gelungen. Die Panzer sind äußerst detailreich dargestellt worden und wirken ausgesprochen realistisch. Insbesondere die ausgezeichnete Animation der spannenden und actionreichen Panzerkämpfe ist eine wahre Bereicherung für den Anime und vermittelt den Zuschauern ein Gefühl von echten Panzerschlachten.

Fazit

So skurril die Kombination von niedlichen Oberschülerinnen und knallharten Panzerkämpfen auch klingt, „Girls und Panzer“ beweist eindrucksvoll, dass ein Anime nicht nur nach seinem Titel oder einer Kurzzusammenfassung beurteilt werden sollte. Mit viel Humor und liebe zum Detail gelingt dem Anime mit Leichtigkeit der Spagat, zwischen einer niedlichen Geschichte über Freundschaft und dramatischen, actiongeladenen Panzerschlachten. Die sympathischen Moe-Charaktere, die authentischen Panzer des 2. Weltkriegs und nicht zuletzt die packenden Gefechte wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Ob Fan dieses Genres oder nicht, diesen Anime sollte jeder einmal gesehen haben. Daher bleibt nur noch eins zu sagen: Panzer vor!

Sehr gut
8/10

Positives +

  • Sympathische Moe-Charaktere
  • Detailreiche und authentische Panzer des 2. Weltkriegs
  • Packende Panzerschlachten
  • Gefühlvolle Geschichte um Freundschaft
  • Sehr gute deutsche Synchronisation

Negatives -

  • Musikalisch eher durchschnittlich
  • Das Liebeslied „Katyusha“ fehlt in der deutschen Fassung
  • Übertriebenes Charakterdesign beim „Team Ameisenbär“

© GIRLS und PANZER Projekt, Studio Actas, Tsutomu Mizushima

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