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Eine Schüssel voller Geheimnisse.

Die geheimnisvollen Strudel in euren Ramen

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Ist euch schonmal aufgefallen, dass sich in euren Ramen oft kleine Strudel verstecken? Nein? So erging es mir anfangs auch. Doch sie sind da! In diesem Beitrag zeige ich euch, wo ihr sie findet und was es damit auf sich hat. Ihr werdet eure Ramen in Zukunft mit anderen Augen sehen!

Die Strudel

Ramen sind euch sicher nicht unbekannt. Sie kommen in zahlreichen Anime und Manga vor. So widmet sich beispielsweise der Anime „Ms. Koizumi Loves Ramen Noodles“ (Jap.: ラーメン大好き小泉さん), nach dem Manga von Naru Narumi, ausschließlich dem delikaten Nudelgericht. Die Oberschülerin Koizumi führt uns darin durch die vielfältige Welt der Ramen. Wie ihr auf dem obigen Bild seht, lässt sich auch bei ihr ein kleiner Strudel entdecken.

Ihr fragt euch, wo auf dem Bild ein Strudel ist? Seht ihr die wolkenförmige Scheibe mit der rosa Spirale? Das ist ein Strudel und ich meine nicht das Dessert!

Es handelt sich um eine Beilage mit dem Namen „Naruto Maki“ (Jap.: 鳴門巻き/なると巻き) oder kurz „Naruto“ (Jap.: 鳴門/なると). Fälschlicherweise wird oft vermutet, dass der Name „Naruto Maki“ von dem Anime „Naruto“, nach dem Manga von Masashi Kishimoto, stammt. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Der für den Anime namensgebende Ninja aus Konohagakure wurde nach der Beilage benannt. Mit ihrem Wirbelmuster stellt sie den berühmten Naruto-Strudel (Jap.: 鳴門の渦潮) dar. Einen großen Gezeitenstrudel in der Naruto-Straße zwischen den Inseln Awaji in der Präfektur Hyōgo und Ōge-jima in der Präfektur Tokushima. Von ihm leitet sich auch der Name der Beilage ab. Dieser setzt sich aus den beiden Wörtern „Naruto“ und „Maki“ zusammen. „Naruto“ steht für den „Naruto-Strudel“, welcher nach der Stadt Naruto auf der Insel Shikoku benannt ist. „Maki“ ist eine Form des japanischen Wortes „Maku“ (Jap.: 巻く), dass „(um)wickeln“ bedeutet und sich auf die Art der Herstellung bezieht. Da „Naruto Maki“ hauptsächlich als Beilage in Nudelsuppen verwendet werden, gelangen auf diese Weise kleine Abbilder des bekannten Strudels in viele eurer Ramen.

Woraus bestehen „Naruto Maki“?

Jetzt wisst ihr, wo sich die Strudel in euren Ramen befinden. Doch aus was bestehen sie? Gemüse, Fisch oder Fleisch? Die Antwort lautet Fisch. Um genau zu sein, ist „Naruto Maki“ eine Variante der japanischen Fischkuchen „Kamaboko“ (Jap.: 蒲鉾) und wird hauptsächlich aus Weißfisch „Surimi“ (Jap.: すり身) hergestellt. Dabei handelt es sich um eine Masse aus gemahlenem Fischfleisch. Häufig wird hierfür das Fleisch von Nemipteridae, den Scheinschnappern verwendet. Diese in sandigen Küstengewässern anzutreffenden Tiere sind in Japan wichtige Speisefische.

Wie kommen die rosa Wirbel in die „Naruto Maki“?

Nachdem ihr erfahren habt, aus was „Naruto Maki“ bestehen, fragt ihr euch vermutlich, wie die rosa Wirbel in die weiße Fischmasse kommen? Hierfür wird traditionell ein kleiner Teil der Masse entnommen und rosa eingefärbt. Die restliche weiße Masse wird auf eine spezielle Profil-Bambusmatte, wie sie auch für das gerollte Omelett „Datemaki“ (Jap.: 伊達巻) verwendet wird, gegeben und glattgestrichen. Danach wird sie mit einer dünnen Schicht der rosa Masse bedeckt und mit der Bambusmatte aufgerollt. So gelangt der charakteristische Wirbel in das Innere der Rolle. Durch das dreieckige Profil der Matte entsteht zusätzlich der gezackte Rand. Im nächsten Schritt wird die „Naruto Maki“-Rolle gekocht und nach dem Abkühlen in dünne Scheiben geschnitten. Diese Scheiben sind es, die später als Strudel in euren Ramen landen.

Geschmack und Konsistenz

„Naruto Maki“ haben einen sehr milden Fischgeschmack. Somit überdecken sie nicht den Eigenschmack der Ramen. Vielmehr unterstützen sie ihn durch eine subtile Geschmacksnuance. Das Besondere an „Naruto Maki“ ist aber ihre Konsistenz. Durch die im Weißfisch Surimi enthaltene Stärke, welche als Bindemittel dient, erhalten die Scheiben eine grobkörnige, pulvrige und dennoch geschmeidige Textur. Sie erinnert entfernt an den Teig von Nudeln oder Klößen. Für eine Beilage aus Fisch ist dies eine äußerst ungewöhnliche Konsistenz. Doch sie harmoniert perfekt mit den Ramen und schafft ein einmaliges Geschmackserlebnis.

Fazit

Das erste Mal habe ich „Naruto Maki“ auf der „Dokomi“ in Düsseldorf gegessen. Zu dieser Zeit hatte ich sie schon häufig in Anime und Manga gesehen aber noch nicht probiert. An einem der zahlreichen Essensstände bot sich mir die Gelegenheit, dies nachzuholen. Der Stand verkaufte zwei verschiedene Varianten von Ramen, Miso-Ramen und Naruto-Ramen. Da ich „Naruto Maki“ noch nicht kannte und gerne Neues ausprobiere, bestellte ich mir die Naruto-Ramen. Routiniert bereitete der Koch die Ramen zu und garnierte sie zum Schluss mit einer Scheibe „Naruto Maki“. Hierbei handelte es sich vermutlich um ein Fertigprodukt, wie es in den meisten gutsortierten Asia-Märkten zu finden ist. Dennoch war es eine interessante Erfahrung. Der feine Umami-Geschmack harmonierte perfekt mit den Ramen und bereicherte das Gericht. Vor allem begeisterte mich aber die teigige Konsistenz.

Für Ramen-Liebhaber sind „Naruto Maki“ wärmstens zu empfehlen. Wenn ihr also das nächste Mal in eurem japanischen Lieblingsrestaurant oder auf einer Anime-Convention seit, nutzt die Chance und probiert sie.

Mata ne.

© Naru Narumi, Studio Gokumi, Axsiz, Kenji Seto.

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