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Die klösterliche Exorzistin Schwester Rossete Christopher bekämpft Teufel nicht nur mit Weihwasser und Gebeten.

Chrono Crusade

Eine schießwütige Exorzistin, ein gefallener Teufel und eine finstere Verschwörung, welche die Zukunft von Himmel und Erde bedroht, sind nur einige der Elemente, die der Anime „Chrono Crusade“ (Jap.: クロノクルセイド) mitbringt. Was das düstere Mystery-Drama zu bieten hat und ob es mich begeistern konnte, erfahrt ihr in diesem Review.

Eckdaten

Der Anime entstand in den Jahren 2003-2004 im Studio Gonzo (Hellsing; Full Metal Panic!; Gantz), unter der Regie von Yuu Kou (Loveless; Lupin III; Giant Killing). Insgesamt umfasst der Anime 24 Episoden, die hierzulande bei Nipponart als Komplett-Set, Vol. 1-6 (DVD) oder als Gesamtausgabe (DVD/Blu-ray) erhältlich sind. Der Anime basiert auf der gleichnamigen Manga-Reihe aus der Feder von Daisuke Moriyama (Planet Blue; World Embryo), die in Deutschland zwischen 2003 und 2005 komplett in 8 Bänden beim Carlsen Verlag erschienen ist. Die FSK Einstufung liegt bei 16 Jahren.

Handlung

Die Geschichte spielt im Amerika der goldenen zwanziger Jahren. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erlebt das Land einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Lebenssituation der Bürger verbessert sich erheblich. Doch zusammen mit dem Frieden und dem Wohlstand tauchen auch neue Gefahren auf. So geht die gelangweilte, reiche Oberschicht, auf der suche nach immer neuem Nervenkitzel, einem gefährlichen Zeitvertreib nach, der Teufelsanbetung.

Diese Teufel aufzuspüren und zu vernichten ist die Aufgabe des christlichen Magdalenen Ordens, einer Organisation von Spezialisten auf dem Gebiet der Teufelsaustreibung, sowie der Bekämpfung von Dämonen und Poltergeistern. Hierfür verwenden die klösterlichen Exorzisten jedoch nicht nur Weihwasser, sondern spezielle Waffen, die von Senior, dem Leiter der Waffenkammer des Ordens, entwickelt werden. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Exorzistenpistolle „45er Spezial“, die besondere Kugeln, wie die „Sacred“, welche mit heiligem Öl gefüllt sind, verschießen kann. Zusätzlich hat es sich der Orden zur Aufgabe gemacht die 7 Apostel, welche von Gott mit besonderen Gaben gesegnet wurden, zu finden und vor den Teufeln zu beschützen, welche sich ihrer Fähigkeiten bemächtigen wollen.

An dieser Stelle kommen die sechzehnjährige klösterliche Exorzistin Schwester Rossete Christopher und ihr Assistent Chrono, ein Teufel, der die Gestalt eines Menschen angenommen hat, ins Spiel. Die schießwütige und hitzköpfige Rosette tratt dem Magdalenen Orden als Kind, zusammen mit dem ruhigen und gutherzigen Teufel, der auch als Sünder Chrono bezeichnet wird, bei. Der Grund hierfür war, dass ihr jüngerer Bruder Joshua Christopher einer der 7 Apostel ist und von einem Teufel namens Sünder Aion, einem einstigen Kameraden von Chrono, entführt wurde. Um ihren Bruder zu retten, schloss Rosette einen Vertrag mit Chrono, der seine Kräfte nach dem Verlust seiner Hörner nicht mehr einsetzen konnte, und stellte ihm ihre eigene Lebenszeit als Quelle für seine Kräfte zur Verfügung.

Seitdem suchen die beiden gemeinsam nach Rosettes Bruder. Auf ihrer Suche treffen sie auf verschiedene Verbündete, welche sie fortan begleiten. So schließt sich ihnen die zwölfjährige Waise Azmaria Hendric an, die aus dem portugiesischen Dorf Fatima stammt und eine der 7 Apostel ist. Des Weiteren treffen sie auf die reiche, aus Deutschland (Weimarer Republik) stammende Satella Harvenheit, die auch als Juwelen-Hexe bezeichnet wird. Sie hasst alle Teufel und macht, jagt auf sie, nachdem ein Teufel ihre gesamte Familie ausgelöscht hat. Trotz allem freundet sie sich nach einigem Zögern mit Rosette, Chrono und Azmaria an und unterstützt sie von da an bei ihren Unternehmungen.

Doch die geheimen Pläne der Teufel, denen sie während ihrer Suche auf die Spur kommen, sind weit größer und gefährlicher, als sie es sich hätten vorstellen können. Es geht um nichts Geringeres als das Schicksal von Himmel und Erde. Doch was weiß Chrono wirklich darüber, weshalb sind die Teufel auch an Rosette interessiert und was sind die wahren Absichten des Sünders Aion? Eine abenteuerliche Reise erwartet die Protagonisten.

Anmerkung: Zu beachten ist hierbei, dass sich die Handlung und insbesondere das Ende des Anime und des Manga sehr stark voneinander unterscheiden.

Charaktere

Das Charakterdesign wirkt insgesamt recht stereotypisch. Zusätzlich fehlt es den Charakteren an jeglicher Tiefe, so werden sie meist nur oberflächlich behandelt und scheinen teilweise nicht mehr als nur zwei Charaktereigenschaften zu besitzen. Dadurch wirken sie zweidimensional und es ist schwierig, für die Zuschauer sich in sie hineinzuversetzen. Insbesondere der Charakter Azmaria fällt in dieser Hinsicht negativ auf. Ihre Auftritte scheinen meistens nach ein und demselben Schema abzulaufen. Azmaria sagt das sie helfen oder kämpfen möchte. Sie vermasselte es und weint, weil sie allen nur Probleme macht. Schlussendlich kommt Rosette und muntert sie auf. Die Vermutung liegt nahe, dass Azmaria dadurch niedlich wirken soll, um bei den Zuschauern Sympathie zu erzeugen. Die ständige Wiederholung dieses plumpen Ablaufs, bewirkt jedoch das genaue Gegenteil.

Geschichte

Das Setting der Geschichte im Amerika der goldenen zwanziger Jahre war eine gute Wahl. Diese Zeit steht wie kaum eine andere für Umbrüche, sei es wirtschaftlich oder gesellschaftlich. Damit bildet diese Ära die ideale Kulisse für die düstere Handlung des Anime, die sich insbesondere durch zahlreiche unerwartete Wendungen auszeichnet. Schön ist ebenfalls das der Anime reale Ereignisse, wie die in der 3. Episode erwähnte „Marienerscheinung von Fatima“, in die Geschichte mit einbezieht, seien sie nun wirklich passiert oder auch nicht. Dennoch entwickelt sich die Geschichte deutlich zu langsam und vermag es nicht die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Hinzu kommt, dass die ernsten Handlungsstränge leider allzu oft durch unnötige Slapstick-Einlagen gestört werden, wodurch die mühsam aufgebaute Atmosphäre erheblich beeinträchtigt wird. Ebenso enttäuschend fällt auch das übertrieben theatralische Ende des Anime aus, in welchem interessanterweise sogar Personen sterben, die in der Manga-Vorlage überlebt haben. Schade ist ebenfalls, das der Epilogtext am Ende der letzten Episode nur in Englisch angezeigt wird und keine deutsche Übersetzung existiert.

Synchronisation

Die deutsche Synchronisation fällt durchwachsen aus. Für einige Charaktere wurden gute Synchronsprecher ausgewählt, deren Stimmen zu den jeweiligen Persönlichkeiten der Charaktere passen. Doch ausgerechnet bei den Protagonisten wurde sich anscheinend zu wenig Mühe bei der Auswahl der Synchronsprecher gegeben, sodass die Stimmen nicht zu den entsprechenden Charakteren zu passen scheinen.

Es sind ebenfalls häufiger kleinere Unstimmigkeiten zwischen den Mundbewegungen der Charaktere und dem gesprochenen Text zu beobachten. So kommt es immer wieder vor, dass eine Person bereits ihren Mund bewegt, bevor sie überhaupt angefangen hat zu sprechen, oder sie bewegen ihn noch einen Moment weiter, nachdem sie bereits aufgehört hat zu reden. In der 22. Episode scheint sogar eine ganze Textzeile zu fehlen. So bewegt Schwester Anna ihren Mund als würde sie Chrono antworten, als dieser zu ihr sagt „Tja, hoffentlich schaffst du das Anna.“, doch diese Antwort scheint nicht synchronisiert worden zu sein. Des Weiteren gab es einen inhaltlichen Fehler bei der Synchronisation.

Achtung!!! Der nächste Absatz enthält Spoiler. Wer nicht gespoilert werden möchte, überspringt diesen.

In der 15. Episode sagt der Sünder Jenai „Ich hasse die Menschen, verstehst du mich!? Rizel ist fast von ihnen getötet worden…“. Rizel wurde jedoch nicht nur fast, sondern ohne jeden Zweifel in der 13. Episode von Rosette getötet. Dies wird auch noch einmal in der 17. Episode bestätigt, als der Sünder Jenai zu Rosette sagt „Mit einer solchen Kugel hast du Rizel getötet…“. Jedoch ist auch diese Aussage nicht ganz korrekt, da Rizel durch die Kugel nur schwer verletzt wurde. Den Todesstoß gab ihr Rosette, als sie Rizel ein Knochenfragment, welches bei dem Schuss von Rizels Körper abgetrennt wurde, in den Hals stieß.

Musik

Das Opening „Tsubasa wa Pleasure Line“ (Jap.: 翼はPleasure Line) von Minami Kuribayashi und das Ending „Sayonara Solitia“ (Jap.: さよならソリティア), welches von Yuki Kajiura komponiert und von Saeko Chiba gesungen wurde, konnten durch ihre ruhige Art nicht überzeugen und hinterließen keinen bleibenden Eindruck. Die musikalische Untermalung der Geschichte, die von Masumi Itō, die auch als Hikaru Nanase bekannt ist, komponiert wurde, ist hingegen lobend zu erwähnen. Sie unterstrich die Handlung ausgezeichnet und rettet an vielen Stellen die Atmosphäre, wenn ernste Handlungsstränge von plumpen Slapstick-Einlagen unterbrochen werden.

Animation

Die Animationen wirken etwas altmodisch und nicht mehr zeitgemäß, doch im Produktionsjahr 2003 waren sie auf der Höhe der Zeit. Trotz allem sind die Animationen auch heute noch ansprechend, sofern der Zeitpunkt der Entstehung berücksichtigt wird.

Fazit

Die zugrunde liegende Idee für diesen Anime klingt an sich nicht schlecht, doch die Umsetzung stellt eine herbe Enttäuschung dar. Die zweidimensionalen Charaktere, die schleppende Entwicklung der Handlung und die plumpen Slapstick-Einlagen sind klare Argumente gegen diesen Anime, über die auch die gelungene musikalische Untermalung von Masumi Itō nicht hinwegtäuschen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die deutsche Synchronisation nur mäßig ausfällt. Insgesamt kann der Anime „Chrono Crusade“ nicht überzeugen, daher sollte lieber zu einem der zahlreichen anderen Vertreter dieses Genres gegriffen werden.

Schlecht
3/10

Positives +

  • Unerwartete Wendungen
  • Reale Ereignisse aufgegriffen
  • Stimmungsvolle musikalische Untermalung

Negatives -

  • Charakteren fehlt Tiefe, wirken zweidimensional
  • Zuviel Slapstick, stört die Atmosphäre
  • Geschichte entwickelt sich zu langsam
  • Durchwachsene deutsche Synchronisation

© Daisuke Moriyama, Studio Gonzo, Yuu Kou

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